

Seit Mitte März 2021 bieten junge Bäuerinnen aus unserem Tal ihre Produkte im dorf.ladele am Kirchplatz von Innervillgraten an. Produkte, von Hand gefertigt und aus der Natur.
Für Loft im Stadl-Gäste liegt das dorf.ladele nahe. Der Eingang ist straßenseitig um die Ecke und führt in das Geschäftslokal im „Alten Haus“, wie unsere Familie das ans Loft angrenzende Haus nennt. Bereits vor etwa 100 Jahren hat hier mein Großvater Alfons Senfter einen Gemischtwarenladen eröffnet.
Wie damals gibt es auch heute im dorf.ladele Milch, Joghurt, Käse, Marmelade, Kräuterprodukte, Honig, Freilandeier und viele Produkte von Höfen und aus Werkstätten ringsherum.
Während der Woche ist das dorf.ladele ein Selbstbedienungsladen auf Vertrauensbasis, jeden Freitag zwischen 14.00 und 18.00 Uhr findet ein Bauernmarkt statt.
Mehr zum Konzept und zur Geschichte des Ladens
Das „Alte Haus“ ist Teil eines Gesamtensembles und bildet mit dem Loft im Stadl eine optische und logische Einheit. 1964 wurde das Ladenlokal zugunsten einer neuen Lokalität aufgelassen. Und wie es scheint, seither kaum mehr betreten. (Mit Ausnahme einer Zwischennutzung während der „Villgrater Kulturwiese“, einer Kulturveranstaltung in den Jahren 1992 bis 1996.)
Ein Blick zurück in die Geschichte des Ladens und zugleich in meine Familiengeschichte
Meine Tante Line (Karoline), Zwillingsschwester von Detta (Bernadette), die bis vor kurzem im Alten Haus wohnte, erzählt: „Dein Opa Stauda Alfons hat mit dem Handel angefangen: Butter und Beeren hat er von den Bauern im Tal gekauft und auf dem Markt in Lienz verkauft. Dann hat er die Karoline von Millate geheiratet und das alte Haus mit dem Ladenlokal gebaut.“
Im Dorf existierte zu dieser Zeit noch ein weiterer Laden: Beim Platzer gab es unter anderem Stoffe, bei meinem Großvater Lebensmittel, Schrauben und Nägel. Auch im Angebot waren Futtermittel, die im Stadl gelagert wurden, also dort, wo heute das Loft ist.
Zum Einkaufen musste mein Großvater mit einem Ross nach Sillian. Daneben betrieb er eine Landwirtschaft zur Versorgung der eigenen Familie. „Dein Opa hat viel gesungen und war der netteste Kaufmann haben die Leute immer gesagt.“, so meine Tante Line weiter. Auch das Singen ist in unserer Familie bis heute wichtig.
Nach seinem frühen Tod in den 1950ern musste sich meine Großmutter um die mittlerweile sechs Kinder und den Laden kümmern. Später übernahmen mein Vater und meine Tante Detta und nach der Hochzeit meiner Eltern meine Mutter.
1964 folgte der Umzug in das neue Adeg-Geschäft, das Ladenlokal im Alten Haus wurde zur Speisekammer für die große Familie umfunktioniert. Der Geschäftsbetrieb im alten Laden schlief ein, die Preisschilder vergilbten, die Werbetafeln verblassten.
Fast alles blieb, wie es vor mehr als fünfzig Jahre war. Als echte „Senfterin“ bin ich gesellig, schätze regionale Produkte und habe das „Kaufmannsgen“ in mir. Beste Voraussetzung für die Idee von Christof Schett, den Laden im Alten Haus zu revitalisieren.
Was für das Loft im Stadl und einige andere Projekte der Großfamilie Senfter gut funktionierte, fand im dorf.ladele seine Fortsetzung: die Zusammenarbeit mit dem Architekten Markus Tschapeller bei der Renovierung des Ladenlokals und bei der Konzeption des Innenraums.
Wichtig war mir, den Raum mit viel Weitblick zu gestalten. Ich träume davon, hier auch kleine Veranstaltungen zu organisieren, Lesungen, Konzerte, Kochkurse, Verkostungen, Genussabende. Das dorf.ladele kann vielleicht auch zu einer dorf.bar werden, vieles ist möglich und wird sich entwickeln.
Bilder: Eduard Senfter, edifilm75